Die Alte Kongresshalle, eine Zukunftsvision der 1950er Jahre

Foto: Edith-Haberland-Wagner Stiftung

Es gibt nicht viele Gelegenheiten für einen Besuch der Alten Kongresshalle, denn das Kulturdenkmal im Stadtviertel Schwanthalerhöhe wird vornehmlich für Firmen- und nichtöffentliche Privatveranstaltungen genutzt. Umso größer die Freude, dass wir jetzt ein Konzert des Musik-Comedy-Duos „Die Feisten“ in der Alten Kongresshalle besuchen konnten. Geboten wurde ein frech-witziges Best-of-Programm aus der 35 jährigen Schaffenszeit der beiden Künstler. Eine ausführliche Konzertbesprechung finden Sie auf unserer Eventseite Ticketlink.de. Noch ein Hinweis: „Die Feisten“ sind zurzeit auf Tour und kommen mit dem aktuellen Programm „Familienfest“ am 9. November erneut nach München in die Alte Kongresshalle. Eintrittskarten sind bei München Ticket erhältlich.

Die Entstehungsgeschichte

Vor unserem Konzertbesuch und in der Pause nahmen wir uns Zeit, das Gebäude, das bis 1989 als Veranstaltungszentrum der Messe München diente, genauer anzusehen. Die Architekten Ernst Etzold, Emil Freymuth und Josef Strobl errichteten 1953 ein für die damalige Zeit zukunftsweisendes Gebäude. Der Fachterminus für diesen Baustil lautet Retrofuturismus. Bei der Eröffnung galt der Bau als die größte Halle dieser Art.

  • Blick in den Zuschauerraum. Foto: Edith-Haberland-Wagner Stiftung

Außen gradlinig, innen geschwungen

Von außen sehen wir ein gradliniges, schnörkelloses Gebäude mit großen Fensterflächen. Im Inneren finden sich auch geschwungene, organische Formen. Die Garderobenzeile schlängelt sich und die Oberlicht-Aussparung vom unteren Foyer zum oberen Foyer erinnert ein wenig an die Form eines Nierentisches. Ebenfalls eine Stilikone der 1950er Jahre ist die prachtvolle, vielstrahlige Leuchte im oberen Foyer.

Über allem schwebt der Gott des Handels Merkur

Auch das überdimensionale Wandgemälde des Münchner Malers und Vorstandsmitglieder der Münchner Secession Max Lacher zeigt die zeichnerischen Stilelement der Entstehungszeit. Abgebildet ist der Götterbote Hermes, der kopfüber vom Himmel schwebt und seine Arme schützend über zwei Menschengruppen breitet. Das römische Pendant zum griechischen Gott Hermes ist der Gott Merkur. Damit sind wir thematische im Bereich Messen und Handel angekommen, denn der Gott Merkur gilt als Schutzpatron der Reisenden, der Kaufleute und – das wollen wir nicht verschweigen – auch der Diebe.

Im neuen, alten Glanz

2004 übernahm die Edith-Haberland-Wagner Stiftung das Gebäude. Die Stiftung, die vor allem in München zahlreiche kulturelle, soziale und caritative Projekte fördert, restaurierte und sanierte das Gebäude unter strengen Denkmalschutzvorgaben. Die veraltete Technik und die abgehängten Decken wurden erneuert, der zeitweise überdachte Innenhof freigelegt und bepflanzt.

Das ist alles sehr sehenswert und macht aus einem Konzertbesuch einen architektonischen Ausflug in die 1950er Jahre. Leider finden die nächsten öffentlichen Events in der Alten Kongresshalle erst wieder im Herbst statt. Das Programm und Eintrittskarten finden Sie bei Eventim. Wir empfehlen, wenn möglich, Plätze oben auf der Galerie zu buchen. Das bestuhlte Parkett steigt nur im hinteren Drittel um eine Stufe. Daher ist der Blick auf die Bühne von vielen Parkettplätzen nicht optimal.