Mata Hari als Musical-Uraufführung am Theater am Gärtnerplatz

Die junge Mata Hari auf Java: Florine Schnitzel als Griet (Mata Hari) Xiting Shan (Tagesmutter im Hause der MacLeods) sowie Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz © Marie-Laure Briane
Mata Hari auf Java, Florine Schnitzel (links), Xiting Shan (rechts) © Marie-Laure Briane

Mata Hari, ein Musical von Marc Schubring und Autor Kevin Schroeder

Sie wurde weltberühmt als Nackttänzerin, Femme Fatal mit hohem Männerverschleiß und schließlich als geheimnisvolle Spionin. Sie galt als eine der schillerndsten Persönlichkeiten des Fin de Siècle und wurde zur Legende. Jetzt hat sich das Staatstheater am Gärtnerplatz dem Stoff Mata Hari angenommen und daraus ein fetziges Musical produziert.
Das Publikum feierte die Aufführung (wir besuchten die Zweitaufführung Ende März 2023) mit frenetischem Applaus.

Komponist Marc Schubring und Autor Kevin Schroeder, beide vielfach ausgezeichnet, konzentrieren sich in ihrer Mata-Hari-Produktion auf die Vorgeschichte. Die junge Margaretha Geertrude Zelle, die erst Jahre später für sich den Künstlername „Mata Hari“ kreiert,  verlässt ihre niederländische Heimat und folgt ihrem Gatten, dem Kolonialoffizier MacLeod, zu seinem Einsatzort auf die Insel Java.

Mata Haris frühe Jahre in Indonesien

Die Inszenierung (Regie Isabelle Gregor) zeigt die Protagonistin Griet (Kurzform von Margaretha Geertrude), spielerisch und gesanglich überzeugend dargestellt von Florine Schnitzel, als eine extrovertierte Persönlichkeit, die sich nicht nur durch gesellschaftliche Konventionen, sondern auch in ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter eingeengt fühlt. Ihre Welt ist die Bühne, Tanz und Erotik, beides von der indonesischen Tempelkunst inspiriert.
Griet ist stets auf der Suche nach Aufmerksamkeit und dem großen Auftritt. Bei einer Theateraufführung reüssiert sie in der Rolle der prachtvollen Königin. Im privaten und gesellschaftlichen Leben dagegen wird ihr exzentrischen Auftreten als skandalös wahrgenommen.

Der große Auftritt: Florine Schnitzel (Griet) mit Ehemann Armin Kahl (MacLeod)
© Marie-Laure Briane

Nach dem Tod ihres Kindes, für den sie ihrem Ehemann die Schuld gibt, beschließt  sie nach Europa zurückzugehen und in Paris ein neues Leben aufzubauen. Hier endet der chronologische Teil der Musicals. Das ist schade. Das Musical müsste deshalb eigentlich „Griet Zelle“ und nicht „Mata Hari“ heißen, den das Leben der Mata Hari, ihre gefeierten Tanzauftritte, ihre zahllosen Affären mit mächtigen und einflussreichen Persönlichkeiten sowie ihre Bedeutung oder vielleicht auch Bedeutungslosigkeit als Doppelspionin bleiben in dieser Musicalproduktion Randnotizen.

So wird der Spionageprozess gegen Mata Hari nur in Form von Videoeinblendungen diverser Zeugenaussagen, thematisiert. Die Hinrichtung Mata Haris nimmt am Ende des Musicals eine Szene vorweg, in der ihr Ehemann die Waffe auf sie richtet.

Mata Hari dargestellt von zwei Figuren

Das Kreativteam der Münchner Produktion sieht in der Figur und dem Erfolg der Mata Hari Parallelen zum modernen Showbiz. Dieser Gedanke wird durch Auftritte eines Popstars mit dem Namen Mata Hari bühnenwirksam in Szene gesetzt. Der chronologische Handlungsstrang wird immer wieder durch glanzvolle Showauftritte unterbrochen. Im Mittelpunkt der von Adam Cooper erstklassig choreografierten und von Adreas Partilla musikalisch geleiteten Tanz- und Gesangeinlage steht eine zweite Mata Hari, überzeugend besetzt mit Ann Sophie Dürmeyer.

Am Ende verschmelzen beide Mata-Hari-Figuren. Der bunte Paradiesvogel (Ann Sophie Dürmeyer) und eine düstere Vogelgestalt (Florine Schnitzel ) treffen aufeinander und setzen so den Schlusspunkt der Inszenierung.

Zweimal Mata Hari: links Florine Schnitzel, recht Ann Sophie Dürmeyer
© Marie-Laure Briane