Olympiaturm für zwei Jahre geschlossen

Noch ein letzter Blick von ganz oben auf die Landeshauptstadt. Dann ist erst einmal Schluss. Ab Juni 2024 wird der Turm für voraussichtlich zwei Jahre geschlossen. Grund dafür ist eine Generalsanierung. Sie umfasst neben Lüftung, Heizung und Brandschutzeinrichtungen, auch die Erneuerung der Restaurantküche sowie der Aufzüge.

Die Münchner und die Besucher der Stadt werden die spektakuläre Aussicht und die rasante Fahrstuhlfahrt – in 32 Sekunden in 185 Meter Höhe – vermissen. Bei klarem Wetter ist es möglich, von der Aussichtsplattform nicht nur den Blick auf München, sondern auch auf das Umland, die Alpenkette und die Höhenzüge des Bayerischen Waldes zu genießen. Bei unserem Abschiedsbesuch hatte der Wettergott ein Einsehen und schenkte uns eine unvergleichliche Weitsicht.

Die Bau- und Erfolgsgeschichte

Die Silhouette des Olympiaturms prägt sei 56 Jahre die Skyline von München. Der Turm wurde am 22. Februar 1968 feierlich eröffnet. Seitdem haben circa 45 Millionen Menschen den höchsten Aussichtspunkt der Landeshauptstadt besichtigt.

Es begann alles Anfang 1964: Der Münchner Stadtrat beschloss gemeinsam mit der Deutschen Bundespost, den Bau eines Fernmeldeturmes am Oberwiesenfeld. Zu diesem Zeitpunkt stand noch nicht fest, dass 1972 die Olympischen Sommerspiele in München stattfinden würden. Die Entscheidung fiel erst am 26. April 1966. Erst danach wurde der noch im Bau befindliche Fernmeldeturm in das Konzept „Olympischen Spiele im Grünen“ integriert. Für die weltweite Übertragung der olympischen Wettkämpfe erwies sich die moderne Antennen- und Funktechnik des Turms als richtungsweisend.

Fernmelde-, Funk- und Fernsehturm

Der nach Plänen von Sebastian Rosenthal errichtet Olympiaturm war von Anfang nicht nur Aussichtspunkt und Besuchermagnet, sondern auch ein Zentrum moderner Übertragungstechnik. Der Turm gliedert sich von oben nach unten in drei Betriebsbereiche. Oben befinden sich zwei offene und eine geschlossenen Aussichtsplattform. Darunter wird im Drehrestaurant mittags und abends geschlemmt. Noch ein Stück tiefer befindet sich ein massiver, viergeschossiger Rundbau, der sogenannte „Postkorb“. Dieser beherbergt die Betriebsräume für Sendedienste, sowie Empfangseinrichtungen für Fernseh- und Rundfunkübertragungen. Die letzte große technische Erneuerung fand 2005 statt. Im Rahmen der Umstellung der Ausstrahlung der Fernsehprogramme auf das Signal DVB-T (seit 29.3.2017 DVB-T2 HD) wurden die Antennen ausgetauscht. Durch den Antennenwechsel wuchs die Gesamthöhe des Turms um einen guten Meter.

Im Größenvergleich von Platz eins auf Platz vier abgerutscht

Der Münchner Olympiaturm ist mit 291,28 Metern das höchste Gebäude in München. Im Vergleich dazu ist die Frauenkirche mit 98,57 Metern geradezu winzig. Bei der Grundsteinlegung galt der Turm noch als das höchste Gebäude Deutschlands. Darauf verweist die Zeitkapsel, die in den Grundstein eingemauert wurde. Das Dokument endet mit den Worten: „Möge dieses große technische Werk, der höchste Turm Deutschlands, gleichzeitig höchster Stahlbetonturm Mitteleuropas, ein neuer Blickpunkt in der Stadtsilhouette, vor Zerstörung durch die Natur oder menschliche Gewalt verschont bleiben, in einem Zeitalter, in dem der Mensch sich anschickt, immer mehr in das All vorzudringen und andere Planeten zu erforschen und zu erobern.“

Inzwischen belegt der Olympiaturm mit seiner Höhe im Deutschlandvergleich nur noch Platz vier. Der Berliner Fernsehturm ist der höchste deutsche Fernseh- und Funkturm, gefolgt vom Frankfurter Europaturm und dem Nürnberger Fernmeldeturm.

Ein Restaurant in Bewegung

Das Drehrestaurant  im Olympiaturm bietet von den Fensterplätzen aus ein fantastisches  Rundum-Panorama.  Das Restaurant vollzieht in 53 Minuten eine 360-Grad-Drehung.  1968 war diese Technik noch ein Novum und sorgte für Aufsehen. Das  Restaurant bekam bald Kultstatus. Hier traf sich nicht nur die Münchner Schickeria, sondern das Restaurant wurde auch von Film- und Fernsehproduktionen wie z. B.  „Kir Royal“ oder „BR-Tatort“ als Location gewählt.

Das Restaurant  galt immer schon als teuer und exklusiv.  Über die Qualität der kulinarischen Angebote gingen die Meinungen auseinander.  Dies lag sich auch daran, dass das Drehrestaurant ursprünglich zur  Wienerwald-Kette gehörte. In den Anfangsjahren führte der Wienerwald-Gründer Friedrich Jahn das Haus. Erst viele Jahre später unter Sternekoch Otto Koch wurde das Restaurant zum Gourmettempel.  Von 2009 bis zu seinem Ruhestand 2014 leitete Otto Koch das Lokal und machte es zu einem Spitzenrestaurant. Dies kann die Autorin dieses Artikels aus eigener Erfahrung bestätigen. Auch nach Abgang von Otto Koch – so der überwiegende Tenor der Bewertungen im Internet – bietet das Drehrestaurant eine exzellente Küche und einen tadellosen Service.

Wünsche für die Wiedereröffnung 2026

Isartipp freut sich auf die Wiedereröffnung des Olympiaturms und des  Restaurants 2026. Wir sind gespannt, ob es neben technischen und optischen Veränderungen auch neue Ausstellungs- und Nutzungskonzepte geben wird. Auch hoffen wir, dass das Restaurant mit der erneuerten Küchenausstattung zu neuen kulinarischen Höhenflügen ansetzt und  dabei ein angemessenes Preis-Leistung-Verhältnis nicht aus dem Auge verliert.

Für alle, die nicht nur das Restaurant, sondern auch den Ausblick vermissen, wird es ab Frühjahr 2025 eine Alternative geben. Geplant ist ein provisorischer 70-Meter-Turm vor dem Eisstadion. Es wird keinen Lift, aber dafür eine Art Gondel geben, mit der Besucher*innen nach oben fahren können. Schaun wir mal.